Liebe Kreative, liebe Produktionen, liebe Entscheider:innen,
der Deutsche Werbefilmpreis 2025 ist nur wenige Tage entfernt und auch in diesem Jahr stehen wieder großartige Arbeiten und ihre Macher:innen im Mittelpunkt. Bei aller Freude über die Bandbreite an Kreativität und Talenten, zeigt sich einmal mehr ganz deutlich, dass lokale Talente immer weiter in den Hintergrund rücken.
Der Preis für die „Beste Regie“ wird auch in diesem Jahr erneut ins Ausland gehen, denn drei von drei Nominierten sind internationale Regisseure (auf Gendern verzichten wir hier aus mangelndem Anlass).
In den vergangenen 10 Jahren ging der Deutsche Werbefilmpreis für die „Beste Regie“ insgesamt nur vier Mal an lokale Talente. Und in den meisten anderen Kategorien sieht es ähnlich aus: für Schnitt, Kamera und Musik fällt beim DWP 2025 nur je eine Nominierung auf lokale Heads of Departments, im Szenenbild keine einzige.
Dieser Aufruf ist explizit keine Kritik am DWP, denn die Jury kann sich nur aus dem Angebot der aktuellen Werbefilme bedienen.
Dieser Aufruf in Form eines Brandbriefes ist ein Appell an unsere Branche und alle Entscheider:innen:
Das heißt konkret: Gebt lokalen Kreativen eine Chance. Denn ohne die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen und Projekte zu übernehmen, wird die kreative Community in Deutschland langfristig keine Perspektive haben.
Die Zahlen sprechen für sich: in Deutschland werden über Produktionen und Regieagenturen aktuell circa 1600 Regisseur:innen angeboten, rund 380 davon sind lokale Talente, die deutliche Mehrheit internationale Filmemacher:innen.
Den dringenden Handlungsbedarf spiegelt auch die aktuelle Umfrage unter den rund 230 Mitgliedern unseres Regieverbands DRCT wider:
Elisha Smith-Leverock, DRCT Vorstand: „Die Ergebnisse unserer Mitgliederumfrage sind keine Überraschung. Das lokale Marktumfeld wird immer kompetitiver, geringere Budgets und weniger Projekte machen den Kuchen für alle kleiner. Gleichzeitig setzt die deutsche Werbeindustrie vermehrt auf internationale Regisseur:innen. Mit dramatischen Folgen für die lokalen Filmemacher:innen: sie haben immer seltener die Chance, ihr Talent unter Beweis zu stellen, große Projekte zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln. Und damit schwindet die Zukunftsperspektive für unsere gesamte lokale Regiebranche. Dies betrifft natürlich ganz besonders unterrepräsentierte Gruppen wie z.B. FLINTA*-Personen, die ohnehin mit strukturellen Hürden kämpfen. Die mangelnde Diversität führt dazu, dass nur eine bestimmte Gruppe in der Branche wirklich gedeihen kann – und damit riskieren wir eine zunehmende Verengung der kreativen Perspektiven. All diese Faktoren zusammengenommen haben zur Konsequenz, dass die Werbebranche in Deutschland an Innovationskraft verliert und als Berufsfeld immer unattraktiver wird. Es wird höchste Zeit, diesen Trend jetzt umzukehren!“
Claas Ortmann, DRCT Vorstand: „Bei der Regieauswahl fällt oft das Argument, internationale Regisseur:innen hätten stärkere Showreels. Doch warum ist das so? Weil die Werbeindustrien in Ländern wie den USA, England, Skandinavien, Frankreich und Australien in erster Linie auf ihre local Talents setzen und deutlich seltener nach internationaler Regie Ausschau halten. Das schafft Vertrauen, ermöglicht Wachstum und sorgt dafür, dass Regisseur:innen in ihrem Heimatmarkt starke Rollen aufbauen können. Und genau diese aktive Standort-Pflege und Wertschätzung lokaler Regie fehlt in Deutschland immer häufiger. Dabei haben wir exzellent ausgebildete Nachwuchskräfte, die in erstklassigen Einrichtungen ihr Handwerk lernen – doch sie werden in einen Markt entlassen, in dem für sie keine Zukunft besteht.“
Für den Bereich Regie haben wir diese konkreten Vorschläge, zu deren direkter Umsetzung wir euch aufrufen:
Wir meinen: Die besten Arbeiten entstehen nicht durch die Vermeidung von Risiken, sondern durch den Mut, neue Wege zu gehen. Und zwar gemeinsam. Denn wir alle sind die Werbebranche in Deutschland.